Inspirierende Qualitäten

Ehrw. K. Pemasiri

Der Ehrwürdige K. Pemasiri ist ein bekannter Meditationslehrer in Sri Lanka und Abt des Sumathipāla Araṇa in Kanduboda. Er traf den Ehrw. Ñāṇavimala zum ersten Mal 1967 und zu vielen anderen Begebenheiten an den verschiedensten Orten in Sri Lanka in den darauffolgenden Jahrzehnten. Die nachstehenden Erinnerungen wurden zusammengestellt aus Übersetzungen von Reden, welche der Ehrw. Pemasiri in Singhalesisch im November 2016 sowie im Februar 2018 im Sumathipāla Araṇa gehalten hat.

Ven. Pemasiri Teaching

“Sogar bevor ich ordiniert wurde, hatte ich bereits von dem Ehrw. Ñāṇavimala gehört. Nach meiner Ordination dann, traf ich ihn zum ersten Mal 1967. In Jaffna wurde er fieberkrank und ging nach Habarana, später kam er dann nach Arankele in Kurunegala, wo ich weilte. Er glich einem Skelett zu jener Zeit – war äußerst schwach und besaß nicht einmal genug Kraft um Wasser zu schöpfen, um zu baden oder auch nur seine Unterrobe zu waschen. Ich bot ihm an seine Robe zu reinigen und ihm beim Baden zu helfen, jedoch lehnte er meine Hilfe entschieden ab. Wo auch immer ich in Folge dessen Zeit verbrachte, dorthin kam er ab und an zu Besuch und blieb ein paar Tage länger, als er dies normalerweise an einem Ort zu tun pflegte. Wann auch immer dies die Begebenheit war, wurden wir Zeugen seines Lebensstils und die Zuversicht (saddhā) wuchs in uns. Er besaß ein Viel an Energie, an liebender Güte, an Gleichmut (viriya, mettā & upekkhā) und an anderen förderlichen Eigenschaften.

Als ich 1968 in Gampola lebte, traf ich ihn morgens um circa 7.30 Uhr nahe Nuwara Eliya. Es war nass und kalt, als er gerade von einem Waldgebiet herabstieg. Ich war in einem Fahrzeug unterwegs und bot ihm eine Mitfahrgelegenheit an, die er jedoch ablehnte und zu Fuß weiterging. Später am selben Tag, sah ich ihn abermals, immer noch wandernd und am gleichen Abend erschien er am selben Tempel, in dem auch ich untergekommen war. Dies war lange Zeit bevor er durch seine anhaltenden Wanderungen (cārikā) ein Hüftleiden entwickelte. Fast an jedem Ort an dem ich verweilte, traf ich ihn. In Gampola, Kurunegala, Anuradhapura, Kanduboda oder in Colombo. Wo auch immer er war, er hatte zu niemandem eine innerliche Verbundenheit. Der Ehrw. Ñāṇavimala kehrte nie wieder nach Deutschland zurück, nachdem er es verlassen hatte und schlussendlich erhielt er in Ceylon dann die Staatsbürgerschaft.

Er mochte es nicht, wenn jemand, nachdem er den Almosengang bereits beendet hatte, noch weiteres Essen in seiner Schale platzierte. Wohingegen er keinen Ärger zeigte, wenn Leute manchmal eine ganze Papaya in seine Schüssel legten. Bei einer Begebenheit jedoch, tat eine Dame zu viel Schokolade in seine Almosenschale, woraufhin er ihr zu verstehen gab, so etwas, in Zukunft, nicht noch einmal zu tun.

Es gab keine Gelegenheit dem Ehrw. Ñāṇavimala über seine Bedürfnisse hinaus etwas zu geben. Eine Extrarobe wies er definitiv zurück und wenn es da einen Flicken auf seiner Robe gab, dann war das ein echter und nicht wie im Sinne des neuen Trends, geflickte Roben zu tragen, um lediglich Askese vorzutäuschen. Einmal bot ich ihm eine neue Robe an, welche er mit den Worten ablehnte: „Ich habe schon eine Robe. Was wäre, wenn ich sterbe bevor die alte Robe abgenutzt ist? Es wäre keinem Zwecke dienlich.” Nachdem ich Zeuge seines Beispiels wurde, besteht für mich keinen Zweifel darüber, welchen Standard an Genügsamkeit und Zufriedenheit ein Mönch haben sollte. Sogar das, was er sagte, als er das Angebot ausschlug, äußerte er in der sanftesten und angenehmsten Art und Weise wie nur möglich. Ich gedenke ihm mit Hochachtung, da es ein Privileg war, mit einer Person wie dieser bekannt sein zu dürfen. Diese Form von geringer Bedürftigkeit (appichā) ist etwas, was wir alle hoch zu schätzen vermögen. Er gab Dinge auf, um den größtmöglichen Nutzen aus der beständigen Praxis des Loslassens ziehen zu können. Sein Geisteszustand war bis zum Äußersten gestillt, was sich in jener Genügsamkeit und Zufriedenheit ausdrückte. Solche Leute wie den Ehrw. Ñāṇavimala gesehen zu haben, die so praktizieren wie der Buddha es lehrte, ermutigt wahrhaftig und stellt einen Ansporn für das monastische Leben dar.

Was auch immer der Ehrw. Ñāṇavimala erhielt, er war damit zufrieden. Er wanderte barfuß umher und führte lediglich seine drei Roben, seine Almosenschale und sein Sitztuch mit sich. Mit Hinblick auf die Requisiten, besaß er einen Faden und eine Nadel, zudem hatte er ein, in ein Blatt des Jack-Baumes eingewickeltes, Stück Seife dabei. Ob man ihm einen sehr komfortablen Platz herrichtete oder ob er auf dem Boden zu schlafen hatte, all das war ihm gleichgültig. Manchmal, als er auf cārikā (Wanderschaft) war und er an Tempeln für die Nacht Halt machte, blieb es ihm versagt im Hauptgebäude unterzukommen und man bot ihm den Speisesaal oder den Boden der Veranda an, was ihm aber nichts ausmachte. In den Fällen, in denen er keinen Unterschlupf in Tempeln erhielt, nächtigte er in Kirchen, Schulen oder Gemeindehallen. Als er das erste Mal auf cārikā ging, war es für ihn mühsam, aber auf nachfolgenden Wanderschaften, als die Leute Kenntnis von ihm nahmen, gestaltete es sich weniger schwierig und es wurden ihm Örtlichkeiten zum Verbleiben bereitwillig angeboten. Er erzählte mir, dass er beinahe jedes Dorf in Sri Lanka bereits besucht hätte und bemerkte einmal: „Sri Lanka ist solch ein winziger Inselstaat.”

Ich erinnere mich an einen Aufenthalt in Arankele, wo die Mönche den Dhamma (die Lehre) mit dem Ehrw. Ñāṇavimala diskutierten. Er war in der Lage alle ihre Fragen zu beantworten. Zu jener Zeit, wusste ich gar nichts über diese Themengebiete, diese waren einfach nur Worthülsen für mich. Dennoch war das Debattieren über cetovimutti (Befreiung durch den Geist) und paññāvimutti (die Befreiung durch Weisheit), obwohl ich es nicht verstand, äußerst interessant. Während den Unterhaltungen bekamen die anderen Mönche ziemlich erhitzte Gemüter, der Ehrw. Ñāṇavimala hingegen blieb ruhig und beantwortete deren Fragen in einer äußerst gelassenen Manier.

Nahezu jeder Ratschlag, den ich vom Ehrw. Ñāṇavimala erhielt, befasste sich meist mit mettā, karunā und khantī (liebende Güte, Mitgefühl und Geduld). Er legte mir zudem nahe, ānāpānasati (das achtsame Atmen) zu praktizieren. Er unterhielt sich nicht sehr ausgiebig mit mir – möglicherweise sprach er zu mir auf jenem Niveau, zu welchem ich zu jener Zeit fähig war. Später, als ich die Texte studiert und mehr Wissen vorzuweisen hatte, sprach er mit mir nicht mehr über diese früheren Themengebiete. Als ich noch sehr jung war, verwies er hingegen oft auf die Kostbarkeit der Ordination. Wann auch immer es sich zutrug und ich ihn traf – redete der Ehrw. Ñāṇavimala ausschließlich über Aspekte des Dhamma (Lehre) – dabei gab es, nicht im Geringsten, weltliches Geschwätz.

Ganz egal wohin er ging, er hielt an der selben Routine fest. Meistens verzichtete er auf Essen, das im Tempel offeriert wurde und ging auf Almosenrunde. Es war vergleichbar mit dem, was man in Büchern über Mönche aus altertümlichen Zeiten liest. Er hatte minimale Bedürfnisse. Ich kann lediglich meine Eindrücke vermitteln und nicht allzu viel zu seinen spirituellen Errungenschaften sagen, allerdings schwärmen manche Leute von Mönchen heutzutage mit hohen Qualitätsmerkmalen, im Vergleich mit dem Ehrw. Ñāṇavimala, scheint dies jedoch so, als würde man den Himmel mit der Erde vergleichen. Das ist etwas, was man nur durch seine persönliche Bekanntschaft zu verstehen vermochte. Da gab es nichts Unechtes, er verkörperte das jeden Tag. Ich habe lediglich drei oder vier Personen dieser Kultivierungsstufe gesehen und einer von ihnen war eben der Ehrw. Ñāṇavimala. Ihre Lebensweisen glichen sich im Hinblick auf ihre Art des Zu-Fuß-Reisens, hinsichtlich der Essenspraxis und auch in Bezug auf ihre Meditation. Sie haben niemals nach Fehlern in anderen gesucht oder sind ärgerlich geworden. Mönche von dieser Sorte, gibt es nur sehr wenige. Das Beste an dem Ehrw. Ñāṇavimala waren Qualitäten wie Geduld, Mitgefühl, Bescheidenheit und andere mehr. Diese waren von höchster Güte. Meine Zuversicht wuchs, indem ich diese Eigenschaften in ihm beobachten konnte. Sein Benehmen war stets konsistent und es gab immer etwas, was man von ihm lernen konnte. Da war nichts aufgesetzt, da gab es weder Stolz noch hastiges Verhalten und ich erlebte keinen Tag an dem er mit irgendjemandem aneinander geriet. Im Besitz solcher hochwertiger Wesensmerkmale, nahmen bestimmt sogar die himmlischen Wesenheiten von ihm Notiz. Man könnte es auch so ausdrücken: Seine Tugenden beschützten ihn – denn auch wenn er beispielsweise durch Wälder wanderte, in denen es wilde Tiere wie Elefanten oder Leoparden gab, wurde ihm niemals Leid zuteil.

Man könnte wirklich sagen, dass dieser Mensch mit Sicherheit auf dem Weg zum nibbāna war. Daran gab es ganz klar keinen Zweifel!”