Die beste Dhamma-Rede die ich jemals gehört habe

Ehrw. Ajahn Brahmavaṁso

Ajahn Brahm, mid-1990s

Ich traf den Ehrwürdigen Ñāṇavimala nur einmal, das Treffen hinterließ jedoch einen bleibenden Eindruck. Zu einer Zeit etwa um 1990, besuchte ich Sri Lanka und wohnte in einem Kloster in der Anderson Straße in Nedimala. Eines Nachmittags, entschieden ein englischer Mönch und ich, gemeinsam mit einem australischen Begleiter, zum Vajirarama zu laufen, um dem Ehrw. Piyadassī unseren Respekt zu erweisen. Wir kamen überhitzt und müde an, woraufhin wir vom Ehrw. Piyadassī gesagt bekamen, Platz zu nehmen und dass er für etwas Tee sorgen würde. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass der bedeutende Mahāthera den Tee für uns, selbst zubereiten würde! Ich war überwältigt von solch einer Bescheidenheit.

Im Anschluss an eine Diskussion mit dem Ehrwürdigen, bemerkte er, dass der Ehrw. Bhikkhu Bodhi, der gerade aus den Vereinigten Staaten zurück in Sri Lanka eingetroffen sei, im Vajirarama weile. Der Ehrw. Bhikkhu Bodhi war ein weiterer meiner „Mönchshelden” und ich stürzte mich auf die Gelegenheit ihm meinen Respekt und meine aufrichtige Dankbarkeit für das Übersetzen derart vieler suttas, in ein verständliches Englisch, zum Ausdruck zu bringen. Der Ehrw. Bhikkhu Bodhi erwähnte dann, dass der Ehrw. Kheminda im nächsten Zimmer wohne. Der Ehrw. Kheminda hatte das exzellente Büchlein über die Wichtigkeit von vertiefter Sammlung (jhāna) verfasst und hatte in dessen Konsequenz mit bewundernswerter Ausdauer, die ungerechtfertigte Kritik anderer, weniger gebildeter Mönche durchgestanden. Ich hatte ihn über viele Jahre hinweg bewundert und ich genoss die Gelegenheit zur Verbeugung an seinen Füßen und ihm gegenüber, meiner Befürwortung seines Mutes, für den vom Buddha gelehrten Dhamma aufzustehen, Ausdruck zu verleihen.

Anschließend empfahl der Ehrw. Bhikkhu Bodhi, dass wir einem anderen Mönch, einem alternden, deutschen Mönch namens Ñāṇavimala, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte, unseren Respekt erweisen sollten. Es war, als ob der Ehrw. Bhikkkhu Bodhi sich die beste Vergnügung für den Schluss aufgespart hatte. Ich erinnere mich, dass der Ehrw. Bhikkhu Bodhi sagte, dass der Ehrw. Ñāṇavimala nicht sehr viel reden würde – aufgrund dessen, sollten wir einfach nur den Raum betreten, ihm unseren Respekt erweisen und anschließend gehen. Der Ehrw. Bhikkhu Bodhi wartete draußen.

Es dauerte über ein Stunde bevor wir den Raum verließen. Was darin geschah, bleibt mir bis heute als die beste Dhamma-Rede im Gedächtnis erhalten, für deren Hören, ich jemals das gute kamma (angesammelten Verdienste) besaß! Diese zu erleben war allein die ganze Reise von Australien nach Colombo wert. Der Ehrwürdige Ñāṇavimala verstand es, Zitate von den suttas und Erklärungen seiner eigenen Erfahrung in eine solche Symphonie von Dhamma zu verflechten, dass mir anstatt von Sternen, vielmehr „Dhamma-Räder” in den Augen funkelten! Heutzutage würde man es als „hammermässig” bezeichnen.

Der liebenswürdige Ehrw. Bhikkhu Bodhi tat mir ausgesprochen leid. Als wir wieder auftauchten, fragte dieser wo wir gewesen seien. Als wir ihm antworteten, dass wir soeben eine rauschende Dhamma-Rede des Ehrw. Ñāṇavimala gehört hätten, beklagte der Ehrw. Bhikkhu Bodhi, dass der Ehrw. Ñāṇavimala, wenn überhaupt, nur selten Reden dieser Art zum Besten gäbe und dass er dies nun verpasst habe!

Ich hatte nicht mehr das große Glück dem Ehrw. Ñāṇavimala abermals zu begegnen, allerdings bleibt das Treffen dieser einmaligen Gelegenheit für immer unvergessen. Ein Foto des Ehrw. Ñāṇavimala hängt, nebst anderer großartiger und inspirierender Mönche, in Perth in unserer dānasālā (Speisesaal).