Das Finden des Pfades
Gemäß der Erzählung von Ishanka gegenüber Amal Randhir Karunaratna
Amal: Meine früheste Erinnerung an den Ehrw. Ñāṇavimala reicht zurück bis zu einer Begebenheit als er mit Magenbeschwerden, meinen Vater in dessen medizinischer Sprechstunde, in Kandy, besucht hatte. Gemäß meiner Erinnerung untersuchte ihn mein Vater und diagnostizierte eine Form von Gastritis, worauf er ihm irgendeine Medizin verschreiben wollte. Es hatte den Anschein, als ob er von einigen Schmerzen geplagt wurde. Als mein Vater ihn fragte, ob er die Medikation für ihn besorgen könne, lehnte er höflich ab und sagte: „Der Schmerz kommt und vergeht.” Ich erinnere mich wie mein Vater mir erzählte, dass er die Nacht nicht habe schlafen können und er fortwährend über den ruhigen Mönch nachdachte, der die Medikation ablehnte und den Schmerz zu tolerieren schien. Diese Geschichte hatte sowohl in meinem jungen Bewusstsein, als auch indem meines Vaters, einen Eindruck hinterlassen.
Im Laufe der Jahre, begegnete ich dem Ehrw. Ñāṇavimala, wenn er unser Haus für dāna in Kandy aufsuchte oder wenn mein Vater und ich ihn in der „Forest Hermitage”, auf einem seiner seltenen Besuche in Kandy, mit dem Ehrw. Ñāṇaponika sahen. 1972 siedelten wir nach Neuseeland über und anschließend 1975 nach Australien. Falls ich von seinen Aufenthaltsorten erfuhr, versuchte ich ihn auf Rückreisen nach Sri Lanka zu sehen. Wann immer ich ihn traf, erkundigte er sich umgehend bei mir über meine Eltern mit deren Namen: „Wie geht es Dr. und Frau Karunaratna?”
Bei einem Anlass, fuhr ich gerade nach Anuradhapura und fragte mich, wo ich ihn wohl auffinden könnte, als er plötzlich – die Straße mit gleichmäßigem Tempo entlang laufend – vor mir auftauchte. Ich hielt den Wagen an und rannte zu ihm hinüber, um ihm meinen Respekt zu erweisen. Er hatte mich für viele Jahre nicht gesehen und ich war zu diesem Zeitpunkt um einiges älter und größer als damals als ich fortging. Dennoch erkannte er mich sofort wieder und stellte mir die gewöhnliche Frage zu meinen Eltern.
Wann immer ich ihn traf und er in der Lage war länger zu reden, schien er mit mir über Dinge zu sprechen, die mich zu jener Zeit betrafen – es misslang ihm niemals, mich mit diesen Äußerungen zu überraschen. Als ich 2004 Sri Lanka besuchte, traf ich einen Mönch in Kudumbigala, welcher einer von seinen Betreuern war. Er erzählte mir, dass der Ehrw. Ñāṇavimala schwer krank war und dass er niemanden empfing. Das waren die letzten Neuigkeiten über ihn, die mich erreichten, bevor er verstarb.
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Einmal hörte ich meinen Lehrer sagen, dass ein spiritueller Freund (kalyāṇamitta) jemand sei, der einen auf dem Pfad der Befreiung unterstützt und anleitet. Indes ich meine Freundin Ishanka als einen kalyāṇamitta erachte, hatte sie, im Gegensatz zu mir, das große Glück, in dieser Weise durch den Ehrw. Ñāṇavimala angeleitet zu werden.
Ishanka ist nicht ihr wahrer Name. Sie wünscht anonym zu bleiben, weshalb ich ein Pseudonym verwandt habe, um ihre Geschichte zu erzählen. In dieser verrät sie mir, wie ihr Pfad zum Dhamma, trotz in eine sri lankische, buddhistische Familie geboren worden zu sein, erst geebnet wurde, nachdem sie den Ehrw. Ñāṇavimala getroffen hatte.
Tatsächlich traf Ishanka den Ehrw. Ñāṇavimala zu einer Zeit, als sich ihr Leben in einer Krise befand und wie so oft, wenden sich Weise, in diesen Zeiten, spiritueller Führung zu. Durch den Ehrw. Ñāṇavimala wurde ihr diese, über einen Zeitraum von circa 20 Jahren, im Überfluss zuteil.
Dies ist die Geschichte darüber, wie seine Führung ihr Leben veränderte und sie zum Pfad geleitete.
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“Ich traf den Ehrw. Ñāṇavimala zuerst als junges Kind. Ich sah ihn das erste Mal, als ich meine Familie, auf einem Besuch der „Island Hermitage” bei Dondanduwa, begleitete – an der Südküste Sri Lankas – um dāna (an Mönche offerierte Speise) für die dort ansässigen Mönche, darzubringen. Einer von ihnen war der Ehrw. Ñāṇavimala.
Hin und wieder brachte meine Familie dāna zur „Island Hermitage”. Bei einem Anlass dieser Art, reiste Perera, ein Unterstützer (dāyaka) im Anschluss an seine Dāna-Darbringung in der „Island Hermitage” weiter nach Kataragama, wo ein in Weiß gekleideter Mann an ihn herantrat und sagte: „Was tust du hier? Du hast soeben ein hochverdienstvolles dāna dargebracht” und lief davon. Diese Begegnung ließ Perera ratlos zurück und kurz danach, versuchte er diesen Mann ausfindig zu machen, sah ihn allerdings niemals wieder. Am nächsten Tag ging Perera zurück zur „Island Hermitage”, um den Ehrw. Ñāṇavimala zu sehen. Er erzählte ihm von seiner Begegnung in Kataragama und fragte Bhante, ob er ein sotāpanna, ein Stromeingetretener sei. Der Ehrw. Ñāṇavimala antwortete auf diese Frage nicht, stattdessen jedoch, saß er ruhig, mit nach unten gerichteten Augen, da. Perera gewann den Eindruck, dass der Ehrw. Ñāṇavimala etwas Besonderes sein musste und dass es eine Gottheit war, welche ihm diese Auskunft in Kataragama erteilte.
Ich lebte für ungefähr zehn Jahre im Ausland, schloss meine Universitätsausbildung ab, verbrachte Urlaube in Frankreich und lernte Französisch zu sprechen. Nach dieser Periode, entschied ich mich nach Sri Lanka zurückzukehren. Wenn der Ehrw. Ñāṇavimala in Colombo war, wohnte er im Vajirarama-Tempel, wo ihn mein Cousin regelmäßig besuchte.
Manchmal weilte der Ehrw. Ñāṇavimala im Meditationszentrum Lanka Vipassana in Wijerama Mawatha (das weit bekannte Mahāsi-Zentrum) und mutmaßlich aufgrund der längeren Bekanntschaft, die er mit meiner Tante und ihrer Familie pflegte, kam er die kurze Strecke bis zu unserem Haus. Wir offerierten ihm jedesmal Tee und danach eine Fahrgelegenheit dorthin – wo auch immer er hin musste. Er lehnte stets freundlich mit dem Verweis ab, dass seine Beine in der Lage seien, dies zu bewerkstelligen. Jeder meiner Familie, erachtete den Ehrw. Ñāṇavimala als außergewöhnlich.
Sarath, einer meiner Cousins, war ein schwerer Trinker und wurde als das schwarze Schaf der Familie betrachtet. Aufgrund seiner Bekanntschaft mit dem Ehrw. Ñāṇavimala, der ihn im Lesen der suttas navigierte, erfuhr Sarath einen dramatischen Sinneswandel. Er gab das Trinken auf und wurde zur unendlichen Dankbarkeit seiner Frau, ein Bürger mit Modellcharakter. Sie bereitete Speisen vor und besuchte den Ehrw. Ñāṇavimala zusammen mit Sarath. Ich begleitete sie auf einem dieser Besuche und wurde Bhante erneut vorgestellt. Ich bot Bhante bei solch einer Gelegenheit, irgendein Erfrischungsgetränk (Gilanpasa) an, er äußerte sich zur Hitze des Tages und wusste das Getränk zu schätzen.
Ich nutzte diese Möglichkeiten, um mit Bhante für eine Weile zusammenzusitzen und zu reden. Ich erläuterte ihm meinen Werdegang – dass ich gute Karrierechancen angeboten bekommen habe, wovon eine gewesen war, in den U.S.A. zu arbeiten und dort trainiert zu werden. Jedoch bin ich dem nie nachgekommen. Bhante sagte, dass es sich um einen guten Umstand handle, dass ich zurück in Sri Lanka war. Er bemerkte, dass es von Bedeutung war, dass ich als Buddhistin erzogen wurde, und dass dieser Werdegang, für die Akzeptanz und die Entwicklung von Werten (sīla) notwendig war, da ich als Kind Disziplin ablehnend gegenüberstanden hätte. Er äußerte sich dazu, ohne veranlasst worden zu sein und sagte weiter: „Ja, du kannst dich glücklich schätzen als Buddhistin geboren zu sein, wenn wir schlicht unseren Instinkten folgen, kommen wir vom Pfad ab.” In dieser frühen Phase meiner Bekanntschaft, fiel mir nebst seinem ruhigen Auftreten sehr wenig Außergewöhnliches an ihm auf. Ich begann in einer ausländischen Botschaft zu arbeiten und musste dort mit einer hitzköpfigen, korsischen Frau umgehen, welche andauernd sarkastisch und irritierend war. Auch andere fanden das Benehmen dieser Frau lästig, allerdings ertappte ich mich selbst dabei, wie ich in einer gleichen Weise antwortete. Meine gewöhnliche Erwiderung folgte dem Motto: „So gut wie nur möglich Paroli zu bieten.“ Ich fühlte mich befugt dies zu tun, allerdings wurde mir auch bewusst, dass meine Erwiderungen zu aggressiv waren und bald schämte ich mich meiner Reaktionen.
Ich fand mich in Gesprächen mit dem Ehrw. Ñāṇavimala zu dieser Arbeitsproblematik wieder. Er hörte geduldig zu und fragte zu meiner Überraschung, ob es sich dabei um eine sri lankische Person handelte. Ich verneinte dies. Er hörte weiter zu und sagte schließlich „Nun gut, auch für diese Situation bist du verantwortlich”, woraus ich schloss, dass dies eine karmische Interaktion war. Ich fühlte mich wie ein Wurm. Ich musste rekapitulieren und damit aufhören die Opferrolle einzunehmen. Der Ehrw. Ñāṇavimala riet mir folglich liebende Güte (mettā) zu praktizieren. Ich akzeptierte seinen Rat umgehend und folgte seinen Anweisungen mettā für mich selbst, für jemand Nahestehenden, für jemand Neutralen und auch für jemand Feindseligen zu entwickeln und liebende Gedanken gegenüber dieser Person, sowie gegenüber allen Lebewesen, zu meinem Fokus zu machen. Bei einem Anlass, hatte mich das Verhalten einiger Mönche, während eines dāna, dem ich beiwohnte, aufgebracht. Ich war aufgrund des fehlenden Anstandes dieser wütend und nicht gewillt mich respektvoll zu zeigen und darüberhinaus entschlossen nur noch würdige Mönche zur Unterstützung und Ehrerbietung auszuwählen. Ohne dass ich diesen Sachverhalt erwähnt hatte, kommentierte Bhante diesen Vorfall indem er sagte, dass ich auf Grundlage meiner eigenen Wahrnehmung und Konditionierung weder urteilen noch einen Unterschied zwischen solchen Mönchen machen solle, sondern diese als Mitglieder des Mahāsaṅgha respektieren sollte. Und trotz dem beschleunigten Verfall des Saṅgha, sollte die Institution als solche unterstützt werden, sodass wenn zumindest ein Edelstein zum Vorschein käme, er auch Unterstützung fände. „Alle erben ihr eigenes Karma (Taten), auf dass sie das alle verstehen und das Glück nibbānas (Befreiung) erfahren mögen”, verlautbarte er.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits volles Zutrauen zu Bhante entwickelt und trotz anfänglicher Schwierigkeiten, fing ich an, morgens und abends, mettā zu praktizieren. Wenn es darum ging mettā für den feindlich gesonnenen Menschen aufzubringen, musste ich fast meine Zähne zusammenbeißen und sagen: „Na gut, mögest du glücklich sein!” Obwohl ich keine weiteren Interaktionen mit ihr hatte, stellte ich nach zwei Monaten dieser Praxis jedoch fest, dass ich eine mildere Einstellung gegenüber der korsischen Frau aufwies. Nach einiger Zeit fing sie sogar an zu lächeln, war wirklich freundlich und ihr Benehmen war nicht länger ein Problem. Ich war gewissermassen beeindruckt von dieser Entwicklung und dachte: „Wenn mettā in diesem harten Fall funktioniert, dann ist dies wahrhaftig erstaunlich.”
1992, sechs Monate nachdem sich die Situation beruhigt hatte, fragte mich Bhante wie sich das Problem auf der Arbeit entwickelt hätte. Ich winkte mit der Hand und sagte: „Alles erledigt.” Für alle Fälle, führte ich anschließend meine Mettā-Praxis fort, von deren Effektivität ich aufgrund meiner selbstgemachten Erfahrung mit dieser Frau auf der Arbeit jedoch sehr überzeugt war.
Ungefähr zu jener Zeit bin ich mit einem Franzosen, den ich getroffen hatte, eine Beziehung eingegangen. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt im heiratsfähigen Alter. Es wurden mir eine Reihe von Anträgen unterbreitet und ich traf mich mit einigen in Frage kommenden jungen Männern. Darüberhinaus verkündigte mein Cousin Sarath einen formalen Antrag eines Anwärters, der von Seiten meiner Familie volle Zustimmung fand. Der ganze Druck führte zu einem Wutausbruch meinerseits, worüber Sarath Bhante richtigerweise unterrichtete. Er antwortete ruhig und riet Sarath: „Niemanden zu einem Leben des kāma (Sinnlichkeit) zu zwingen.” Sarath hatte ebenfalls mit Bhante die Angelegenheit mit dem Franzosen besprochen, dessen Antwort war: „Die (die Franzosen) sind gute Menschen, moralisch allerdings nachlässig, das ist jedoch ihr Karma.”
1993 wurde mir klar, dass die Beziehung im Auseinanderbrechen begriffen war. Dieser Mann unterhielt andere Partnerschaften und machte mir keine Versprechen oder erwies mir Verbindlichkeit. Als die Beziehung schließlich endete, konnte ich weder schlafen noch essen. Kurz gesagt, ohne zu begreifen was vor sich ging, strudelte ich in einen Zustand der Depression. Obwohl ich zu keiner Zeit zum Suizid neigte, fühlte ich mich komplett leer und niedergeschlagen ohne irgendetwas, dem ich meine Aufmerksamkeit hätte schenken können. Ich fühlte mich wie ein Zombie. Ich gab meine Arbeit auf und entspannte zuhause. Ich lebte von August bis zum Oktober hindurch in meiner eigenen Gedankenwelt. Im Spätoktober dann, ungefähr dem 22-ten, befand ich, dass es wieder nötig war, den Ehrw. Ñāṇavimala zu besuchen, der zu jener Zeit 81 Jahre alt war.
Ich besaß Zutrauen zu Bhante und fühlte instinktiv, dass er mich beraten konnte. Zudem dämmerte mir, dass obwohl ich eine geborene Buddhistin mit einigem Wissen über Rituale und Verhaltensweisen war, ich es nötig hatte, den Dhamma zu studieren und um meinen Geist zu beruhigen, Meditation zu praktizieren. Ich wusste, dass mein Geist zum Entgleisen neigte. Ich war irrational und unfähig einen klaren Gedankengang zu vollziehen. Ich wusste, dass etwas nicht in Ordnung war und ich mich auf mein eigenes Urteil nicht verlassen konnte.
Als ich den Ehrw. Ñāṇavimala traf, schaute er mich mit tiefem Mitgefühl an und sagte schlicht: „Nur Glaube (saddhā) vermag es dich zusammenzuhalten.” Zudem sagte er: „Trennung von dem Geliebten ist schmerzhaft, jedoch hast du ihm das zuvor angetan und nun hat er es dir heimgezahlt.” Mir wurde klar, dass dies karmisches Wirken war und ich, hatte meine wohlverdiente Strafe erhalten. Ich empfand es als äußerst wohltuend, als jemand meine Situation wirklich nachvollziehen konnte. Ich hatte es geschafft alles vor meiner Familie zu verbergen, allerdings war mit Hinblick auf Bhante klar, dass er alles wusste!
Er legte mir nahe, das Buch des Ehrw. Ñāṇatiloka „The Word of the Buddha” zu lesen, welches jenes Buch war, das ihn zum Buddhismus brachte. Bhante hatte gegenüber meinem Cousin erwähnt, dass er zuvor eine Art Hindu gewesen sei.
Mit dem Wissen um Karma und dessen Wirkung, beruhigte ich mich. Anschließend sprach der Ehrw. Ñāṇavimala über seine Cousine, deren Ehemann sie sehr schlecht zu behandeln pflegte. Obwohl sie keine Buddhistin war, sei sie ausgesprochen ausdauernd gewesen und hatte ihm gegenüber nicht ihre Geduld verloren. Stattdessen war sie freundlich und bedacht und schlussendlich, hätte er seine Fehler eingesehen.
Die Tatsache, dass Bhante meine Lage nachvollziehen konnte, spendete mir großen Trost. Er wusste, dass ich nicht schlief, er sagte: „Obwohl dein Geist und Körper müde sind, dürfte es dir während der Nacht nicht möglich sein zu schlafen.” Er forderte mich auf regelmäßig mettā zu praktizieren, so oft wie nur möglich und er erörterte mir die Vorzüge der Mettā-Praxis: „Du wirst gut schlafen und die Götter werden dich beschützen und so weiter.” (Einer der elf Vorzüge der Praxis von liebender Güte gemäß AN 11:16)
Daher praktizierte ich für circa drei Monate täglich mettā und am Ende dieser Zeit war ich dieser geistigen Umnebelung entronnen. Ich erinnere mich, dass die Mettā-Praxis zu jener Zeit, zu von Tränen begleiteten Gefühlen unerklärbarer Freude führten. Ich erkundigte mich bei ihm, warum ich jedesmal weinte, wenn ich mettā praktizierte. „Ja es kann manchmal ziemlich emotional sein – das dürften Freudentränen sein.” Ich fühlte mich bestätigt.
Nun hatte ich Zuversicht gewonnen und kehrte zu Bhante zurück, um zu fragen, ob ich ānāpānasati, das Beobachten des Ein- und Ausströmens des Atems praktizieren sollte. „Weshalb?”, fragte er. Ich erwiderte, dass ich mich schlicht danach fühle. Ich hatte möglicherweise irgendwo gelesen oder gehört, dass das Praktizieren von ānāpānasati den Schlüssel zur Glückseligkeit bereithielt. Soviel hatte ich bereits gewusst, allerdings war ich womöglich noch nicht bereit für ānāpānasati. Nach drei Monaten stimmte Bhante zu. Als ich ihn fragte, wie zu verfahren sei, verwies er mich auf das girimānandasutta (AN 10:60), welches die zehn Wahrnehmungen, inklusive der Ānāpānasati-Praxis erläutert.
Bevor ich mit ānāpānasati begann, las ich das sutta in pāḷi (Sprache der frühbuddhistischen Texte) und in Englisch. Der lange und kurze Atem machte Sinn, jedoch geriet ich, in Bezug auf die Atembeobachtung, bei dem dritten Satz ins Stocken, sabbakāya paṭisaṁvedi (das Erfahren des ganzen Körpers). Ich bat Bhante zu erläutern was dies bedeutete, jedoch sagte er, dass dies durch Erfahrung verstanden werden müsse und er gab mir einige grundlegende Anweisungen, um den Atem zu beobachten. „Der Geist”, sagte er, „wird umherwandern und du wirst annehmen, dass diese anderen Dinge beständig, glückbringend und selbstbezüglich sind (nicca, sukha, atta), denke jedoch daran, sie sind es nicht, sie sind allesamt dukkha (leidhaft) und bringe den Geist zurück auf den Atem.” Er erläuterte mir keine der anderen Lehren, die ich gelesen hatte. Sogar einzig mit diesen Anweisungen praktizierte ich ānāpānasati und mettā und zuhause widerfuhren mir einige seltsame Dinge.
Obwohl, zu Beginn passierte nichts. Die meiste Zeit kreisten meine Gedanken um die Beziehung. In einer Woche sollte ich Bhante sehen, aber ich war zu beschämt ihm über meinen ausbleibenden Fortschritt zu berichten und von meiner Unfähigkeit auf den Atem fokussiert zu bleiben. Als ich mich schließlich nach zwei Wochen, zusammen mit meinem Cousin aufmachte, um ihn wieder zu sehen, fragte er mich: „Wie ist es um deine Meditation bestellt?” Ich erwiderte: „Ich bemühe wahrscheinlich nicht stark genug, ich bin mir sicher, dass wenn ich mich mehr anstrengen würde, könnte ich es einwandfrei.” Er lächelte und bemerkte: „Diese Emotionen werden aufkommen, manchmal sehnst du dich nach ihm, manchmal hasst du ihn und manchmal wirst du froh sein, dass alles vorbei ist.” Dies war absolut wahr, insbesondere war ich jedoch vom Zutreffen der letzteren Äußerung beeindruckt. Ich hatte es nicht im Entferntesten für möglich gehalten. Ich lächelte innerlich darüber, da ich es selbst fast nicht hatte wahrhaben wollen.
Ich begann von nun an die Arbeitsweisen meines Geistes zu beobachten. Nun, da die ganze Beziehungsangelegenheit vorüber war, sprach Bhante über ein Gefühl der Erleichterung. Ich war mir dessen insgeheim bewusst, allerdings hatte ich es mir selbst gegenüber nicht eingestanden. Bhante war stets in der Lage die Schlüsselereignisse in meinem Leben vorauszuahnen und mir den richtigen Ratschlag zur Linderung meiner Probleme zu erteilen. Ein Beispiel hierzu war, als ich die Vorstellung entwickelt hatte, in einem früheren Leben einen Mönch beleidigt zu haben. Ich hatte irgendwo gelesen, dass solch eine Tat, einen von einer ordnungsgemäßen Beschreitung des Pfades abhalten würde. Als Antwort sagte er schlicht: „Du hast nichts zu bereuen.” Nach dieser Versicherung, gelang es mir diesen Zweifel ein für allemal zu beseitigen.
Kurz nachdem die geistige Umnebelung behoben war, dachte ich über die Bedeutung von „Hier und Jetzt” des Wortes sandiṭṭhika nach und mir wurde klar, dass sich hier jemand vor mir befand, der sich tatsächlich, mittels der Worte des Buddha, selbst transformiert hatte. Ich dachte mir, dass es gut wäre wie Bhante zu sein und ich sagte dies geistig zu ihm. Nach anschließender Selbstbesinnung, wunderte ich mich: „Wie kann ich bloß derart Hohes anstreben?” Er verkörperte für mich den Zenit des Erreichbaren.
Ich war erstaunt darüber wie er, ein Ausländer, sich an ein ungewohntes Klima, Sprache, Leute und eine unterschiedliche Denkweise angepasst hatte, um in Sri Lanka ein Mönch zu sein. Da ich hier geboren wurde, beschlich mich das Gefühl, dass ich in der Lage sein sollte, dies möglicherweise besser und einfacher zu vollbringen! Ich verstand, dass ich nibbāna als mein Ziel haben musste. Während einer Phase, dachte ich, dass es erfreulich wäre den sotāpanna (Stromeintritt) zu verwirklichen und dann las ich die Geschichte des Königs Bimbisāra (eines Stromeingetretenen, der von seinem Sohn, Ajātasattu gefoltert wurde) und ich begriff, dass dies eine ungeeignete Bestrebung war. Im Laufe der Unterhaltung sagte Bhante: „Da du nun das Überwinden von dukkha anstrebst, folge dem Pfad Schritt für Schritt.” Ich behielt meine Praxis bei und kombinierte diese mit dem Lesen der suttas und Dhamma-Büchern, einschließlich „The Eightfold Noble Path” von Bhikkhu Bodhi. Bhante half ebenfalls bei der Feinabstimmung einiger Ungereimtheiten meines sīla (Grundregeln). „Du hast eine Tendenz Dinge ein wenig zu übertreiben, sei daher vorsichtig, wie du den Leuten Dinge berichtest. Sprich behutsam und bedacht.”
Nachdem ich für einige Zeit praktiziert hatte, begann ich ein Gefühl des Sich-Auflösens des Körpers und seiner Bestandteile zu erfahren. Dies war befremdlich und unerwartet. Ich fragte mich, ob alles dem Auseinanderbrechen unterworfen sei und ob überhaupt nichts überdauerte. Als ich mich mit diesen Erfahrungen aufmachte, um ihn zu sehen, fragte er: „Denkst du noch immer es gäbe etwas Beständiges? Nichts ist beständig, nicht einmal wahre Liebe” und er schüttelte seinen Kopf. Ich verstand, dass es keinen Grund gab noch weitere Fragen zu stellen – es war klar, dass er wusste, was mir durch den Kopf ging.
An einem gewissen Punkt spürte ich, dass es ratsam wäre irgendwo hinzugehen, um Meditation zu praktizieren und ich wendete mich sogar schriftlich an das Parappaduwa-Kloster. Allerdings erhielt ich eine Rückantwort, die mir zu verstehen gab, dass keine neuen Leute mehr akzeptiert wurden. Es war folglich, dass ich auf Dhammakuta stieß, ein Retreat-Zentrum außerhalb von Kandy, wo das Goenka-Meditationssystem gelehrt und praktiziert wurde. Ich war zuversichtlich, dass ich auf einem Retreat intensiver praktizieren konnte, als ich dies Zuhause getan hatte. Meine beiden Schwestern hatten bereits an vielen unterschiedlichen Arten von Meditation-Retreats teilgenommen und besaßen mehr Wissen und Erfahrung als ich.
Zuvor, hatte ich auch kurz erwogen als Nonne zu ordinieren. Es war wirklich nur ein flüchtiger Gedanke. Zu meiner Überraschung griff Bhante ihn jedoch auf. Ich begann mich in Weiß zu kleiden und war kurz davor meine Haare abzuschneiden. Als ich eines Tages zum Tempel ging, erkundigte sich Bhante weshalb ich Weiß trug. Die Frage hatte es in sich. Ich war zurückhaltend diese zu beantworten, da die Familie von alldem nichts wusste und ich zudem in Begleitung eines männlichen Cousins war, der geschockt gewesen wäre! Daher schluckte ich irgendwie und entgegnete: „Weil ich mich danach fühle.” Darauf sagte Bhante: „Da ist nichts Besonderes dabei, beschreite den Pfad Schritt für Schritt.” Dies war ungewöhnlich, da er in einigen anderen Fällen, von denen ich wusste, den Leuten geraten hatte, das Leben des Haushälters aufzugeben. In meinem Falle, war dem nicht so.
Zu jener Zeit war mein ehemaliger Partner zurückgekehrt, jedoch als Freund. Auf der Arbeit gab es Personen mit einer Anti-Dhamma-Einstellung, die sagten: „Ich bevorzuge es mit meinen Makeln zu leben, anstatt durch Weisheit zu sterben” und eine andere, die dachte, dass ein lebenswertes Leben mit ungehemmten Leidenschaften zu leben sei. Diese letztere Äußerung stammte von Marie, einer sehr gebildeten Frau mit zweifacher Promotion. Keiner hatte irgendein Interesse am Dhamma. Ich ermutigte Marie einen Dhammakuta-Kurs zu absolvieren und sie kam dem nach, jedoch profitierte sie in keiner Weise von dieser Erfahrung. Sie nahm die Rolle eines objektiven Beobachters ein und schrieb einen sehr geistreichen Artikel darüber und sie tat lediglich kund, dass sie mit mir in Kontakt bleiben wolle. Als ich Bhante traf, sagte er ohne irgendeine Veranlassung: „In dieser Phase ist es für dich besser, dich nicht mit Leuten zu umgeben, die sich nicht innerhalb des Dhamma befinden.” Ich hätte fast den Boden unter den Füßen verloren!
Ich war nun voller Dankbarkeit und empfand tiefe Zuneigung für Bhante. Da er jedoch mittlerweile ziemlich alt war, kam dies zeitgleich mit der Angst auf ihn zu verlieren. Ich fragte mich daher: „Was wird nun wohl passieren?” Nach einer langandauernden Periode des Unwohlseins, bereitete er sich darauf vor Colombo zu verlassen. Als mir dieses Bedenken durch den Kopf schwirrte, riet er: „Verlasse dich nicht auf zweifelhafte bhikkhus, du solltest dich stattdessen auf den Dhamma stützen.”
Ich war voller Anhänglichkeit und voller Ehrfurcht. Ich fragte mich, ob ich ihm bereits in einem vorherigen Leben begegnet war. Er antwortete auf diesen Gedanken mit den Worten: „Dies ist nicht das erste Mal, dass wir uns begegnet sind.” Ich begann diese geistigen Fragen und verbalen Antworten als etwas völlig Normales zu akzeptieren.
Wenn ich die guṇā des Saṅgha (Tugenden der Saṅgha) rezitierte, erschien er mir im Geiste. Ich las irgendwo, dass der Buddha verlautete: „Falls du einen Buddha-Putra begegnest (lit.: einen Sohn des Buddha, zum Beispiel einen wahrhaftigen Gefährten) verehre ihn, wie du es mit mir tätest.”
Ich dachte, dass er mir dermaßen viel hat zuteil werden lassen. Ich wollte etwas für ihn tun, allerdings ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Dann stieg in mir spontan dieser Gedanke auf und mir wurde klar: „Dies ist nicht möglich, was auch immer du ihm zuteil werden lässt, wird als außerordentliche Mehrung zu dir zurückkehren”, was meinem ungefähren Verständnis von „anuttaraṁ puññakhettaṁ lokassa”, entspricht. Das unübertreffliche Feld von Verdiensten für die Welt. Ich hoffte, dass ich ihm im saṁsāra (dem niemals endenden Geburtenkreislauf) irgendetwas als er es nötig hatte, zuteil habe werden lassen und wenn es auch nur ein Glas mit Wasser gewesen sein sollte, um seinen Durst zu stillen.
Im April 1994, kehrte Bhante zur „Island Hermitage” bei Dodanduwa zurück. Für mich zerbrach eine Welt. Ich fragte mich: „Wieso nur tut er sich selbst all diese Strapazen an, weshalb kann er nicht hier verbleiben?” Ich dachte, dass er binnen Kurzem sterben könnte. Vor seiner Abreise, machte ich mich mit einem anderen Cousin auf, um ihn zu sehen und während der Unterhaltung sagte er ganz beiläufig, so als ob wir über das Wetter reden würden: „Ich könnte sterben. Dieser Körper ist für bestimmte Dinge nützlich, wenn du jedoch getan hast, was du wolltest, ist er nicht mehr von Bedeutung. Er wird seinem eigenen Kurs folgen.” Ich blieb nicht lange, ich war von Emotionen übermannt und weinte. Ich ließ den Krug mit Beli-Saft (Bäl-Frucht), den ich für ihn gebracht hatte zurück und eilte fort. Ein paar Wochen später besuchte ihn ein anderer Cousin in der „Island Hermitage”, um zu sehen wie es ihm ging. Ich sandte ihm daher etwas mehr Beli-Saft, den ich für ihn zubereitet hatte – es war genug für circa fünf Personen. Er fand Bhante wohlbehalten in seiner kuṭi (Mönchshütte) sitzend vor, allerdings verwickelte er sich in Unterhaltungen mit anderen Mönchen und hatte vergessen Bhante den Beli-Saft zu überreichen. Als er schließlich zu Bhantes kuṭi zurückkehrte, wurde er an den Beli-Saft erinnert, den er eigentlich überbringen sollte: „Hast du etwas Gilanpasa mitgebracht? Schütte etwas in diese Tasse, nimm den Rest und biete es auch den anderen Mönchen an.”
Im Juni 1995, hatte ich zusammen mit meinen Eltern, der älteren Schwester und einigen Verwandten ebenfalls die Gelegenheit in der „Island Hermitage” Almosen zu offerieren. Meine Eltern aus Australien, hatten soeben, auf einem ihrer regelmäßigen Besuche, ihr 40-tes Hochzeitsjubiläum mit einer grandiosen Feier für Familie und Freunde in Sri Lanka zelebriert. Ich war dennoch mehr an diesem dāna interessiert, da ich wusste inwiefern es ihnen zum Wohle gereichen würde. Bhante ging es nicht gut, dennoch partizipierte er gütigerweise. Langsam lief er mithilfe seines Gehstockes von seiner kuṭi (Hütte) zu dem Saal. Es kam ziemliche Aufregung und Freude über mich, als ich meiner Mutter und meinem Vater zusah, wie sie ihm dāna servierten. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mir selbst zur Beruhigung riet oder ich es andernfalls riskieren würde, das Gericht, was auch immer es gewesen sein mag, was ich in meinen Händen hielt, zu verschütten. Bhante aß nur wenig von dem, was ihm offeriert wurde. Zu meinem Wohlgefallen, segnete er nach dem dāna besonders meine Eltern.
Im März 1998, akzeptierte der Ehrw. Ñāṇavimala eine Einladung zum gemeinsamen Aufenthalt im Dhammakuta nahe Kandy mit dem Ehrw. Mettāviharī, der sich ergeben um ihn kümmerte. Sie quartierten sich in der kuṭi auf dem Gipfel des Hügels ein. Ich suchte das Zentrum auf und beabsichtigte drei Tage zu bleiben, verlängerte jedoch auf drei Wochen. Die Meditationskurse fanden während dieser Zeit weiterhin statt und Indra, der die Verantwortung für die Küche trug, beobachtete, dass wenn die Vorräte begannen zur Neige zu gehen, die wichtigsten Güter ohne Anforderung auftauchten – jemand erschien immer mit exakt jenen Gütern, die benötigt wurden. Es gab während dieser Zeit solch einen Überfluss an Essen, sodass es für jeden, mehr als ausreichend war. Bhante sprach während dieser Phase äußerst wenig, segnete jedoch viele Leute. Jeder kam, um seinen Respekt zu erweisen und empfing seinen Segen, alsbald sie den Kurs beendet hatten.
Ein Vorkommnis ereignete sich mit der Köchin Frau Daya, der ein miserables Leben vergönnt war. Ihr Ehemann war ein Alkoholiker und völlig von Sinnen. Sie kam zu Bhante, um ihren Respekt zu erbieten, erwähnte jedoch nichts. Sie weinte emotionsbedingt. Bhante sagte sanft zu ihr: „Anun Te Kala De Thaman To Pala De” (Was du anderen zuteil werden lässt, kommt zu dir zurück). „Sage deinem Ehemann er soll kommen und mich treffen.” Ein paar Tage später brachte sie ihren Ehemann und die Kinder mit, um Bhante zu sehen. Nach einer kurzen Segenserteilung, bat er nur den Ehemann zu bleiben und schickte den Rest der Familie fort. Bhante sprach in Englisch zu ihm über die Gefahren von Alkohol, über die Tugenden des Familienschutzes und die möglichen Auswirkungen für zukünftige Leben. Dieser Mann zeigte sich durch dieses Gespräch verblüfft und tief bewegt. Er besann sich und gab seine Trinkgewohnheiten auf. Dieser Wandel wurde von der Familie als ein Wunder erachtet. Er wurde darüberhinaus hilfsbereit, beruhigte sich und kehrte zu einem normalen Familienleben zurück.
Bhante erwähnte oft himmlische Wesen, wenn er Reden hielt: „Wir alle waren devas und brahmās (überirdische Wesen), daran ist nichts Ungewöhnliches. Es gibt himmlische Wesen, die dir auf einem spirituellen Weg helfen können, gemäß seinem oder ihrem Vermögen, aber halte keine Ausschau nach ihnen.”
Weiterführend zu diesem Thema: Es war gegen Mittag, wenn Mönche traditionell ihr Mittagsmahl, manchmal das einzige Mahl des Tages, zu sich nehmen, als Bhante durch ein abgelegenes Gebiet Sri Lankas wanderte. Bhante beschrieb, wie er auf eine Kreuzung zweier Straßen zuging und unter einem Baum, eine Dorfbewohnerin und ein kleines Mädchen gestanden hatten, welche ein Essenspaket bereithielten. Sie war eine Chena-Kultivatorin (jemand der das Land nutzbar macht, indem er es brandrodet). „Was tust du hier inmitten des Nirgendwo?”, fragte Bhante diese. „Wir haben auf dich gewartet, Bhante”, lautete die Antwort. Ein verstorbener Verwandter, der nun jedoch ein himmlisches Wesen war, hat ihr an diesem Morgen mitgeteilt, dass sie etwas Gutes tun könne und einige Verdienste erwerben. Die himmlische Wesenheit wies sie an, für ihre Familie sowie für einen würdigen Mönch, der in Kürze vorbeikommen würde, einiges an zusätzlichem Essen vorzubereiten und dass sie ihm dieses Essen offerieren solle.
Als er sich einmal im Süden der Insel, im Land der Elefanten auf cārikā (Wanderschaft) befand, war Bhante davon ausgegangen, das nächste Dorf vor dem Einbruch der Nacht zu erreichen. Sobald die Sonne jedoch untergegangen war, wurde es fast vollständig dunkel. In nicht allzu weiter Ferne konnte er ein Licht sehen und als er darauf zuging, konnte er erkennen, dass es ein Mönch war, der geduldig mit einer Laterne an der Straße stand. Als er an den Mönch herangetreten war, lud dieser Bhante ein, ihn zu seiner kuṭi im Wald zu begleiten, die einen Kilometer von der Straße entfernt lag und wo sich ein Brunnen mit gutem Wasser befand. Bhante fragte den Mönch, wie dieser von seiner Ankunft erfahren habe? Er antwortete: „Ich meditierte heute bereits und ich wurde (von einer himmlischen Wesenheit) darüber informiert, dass ein Mönch kommen wird, der einer meiner Verwandten sei und dass ich ihm einen Dienst erweisen könne und er bald da sein würde.” Er verbrachte ungefähr drei Tage mit diesem Mönch und ging dann weiter seines Weges.
Den darauffolgenden Tag auf Vesak verließ Bhante Dhammakuta. In seinem abschließenden Segen zu allen, bemerkte er: „Ihr habt hier perfekte Bedingungen für eure Praxis” und sein Gesicht strahlte, obwohl er mittlerweile ziemlich schwach war. Zu mir sagte er: „Vergiss die Vergangenheit und treibe deine Praxis weiter voran.” Seine Abreise fiel auf den Schlusstag eines auf mettā ausgerichteten Zehn-Tage-Kurses. Alle versammelten sich in den Korridoren der Halle und warteten darauf sich auf beiden Seiten der Straße, die von der Gipfel-Kuṭi zur Halle führte, aufzureihen, um ihre Ehrerbietung zu erweisen. Es regnete stark und es sah nicht danach aus, als ob es eine Unterbrechung geben würde. Genau zu jener Zeit jedoch als Bhantes Abschied erwartet wurde, um etwa 8.00 Uhr, brach der Wolkenhimmel auf, es hörte auf zu regnen und die Sonne strahlte durch die Wolken hindurch. Bhante kam lächelnd aus seiner kuṭi heraus und wurde in einem Stuhl den Pfad entlang getragen. Als ihm ins Auto geholfen wurde, das ihn nach Colombo brachte, brach ein Chorus von: „Sādhu! Sādhu! Sādhu! (Gut ist es!)”, los. Kaum als der Wagen das Grundstück verlassen hatte, schloss sich die Wolkendecke, die Sonne verschwand und der Regen prasselte wieder herunter, als das Auto in der vom Regen durchnässten Ferne verschwand.”
Nachtrag
“Ich wünsche zudem einige Anekdoten mitzuteilen, welche mir von Freunden erzählt wurden, welche ebenfalls Schüler und Unterstützer des Ehrw. Ñāṇavimala waren:
Anekdote I
Wann immer der Ehrw. Ñāṇavimala auf cārikā (Wanderschaft) im Bergland war, besuchte er ausnahmslos meine Freundin und deren Ehemann, welche ergebene Langzeitunterstützer waren. Er akzeptierte deren Einladung zu einigen Tagen Aufenthalt in einem Anbau auf deren Grundstück. Während des Aufenthaltes dort, brach Bhante am Morgen für seine Almosenrunde auf und zog sich dann für den Rest des Tages in sein Quartier zurück. In den Abendstunden empfing er Besucher und beantwortete deren Fragen zum Dhamma. Bhante Ñāṇavimala war präzise und gleichzeitig großzügig mit seinen Ratschlägen.
Beide sowohl meine Freundin als auch ihr Ehemann, waren begeisterte Meditierende und wussten die Möglichkeit zu schätzen, mit Bhante ihre Praxis und relevante suttas zu diskutieren. Bei einer Begebenheit kam dem Ehemann meiner Freundin die Idee Bhantes Worte, für die Nachwelt, auf Tonband aufzunehmen und er bat um Erlaubnis dies tun zu dürfen. Bhante Ñāṇavimala lehnte dies ab und riet ihm stattdessen sorgfältig den Anweisungen zuzuhören, sie im Gedächtnis zu behalten und sie sobald wie möglich in die Praxis umzusetzen. Trotz der Ermahnung, nahm der Ehemann meiner Freundin deren Unterhaltung an diesem Tag auf. Diese detaillierte einige Aspekte seiner eigenen Praxis einschließlich der jhānas (vertiefte Sammlungszustände).
Allerdings war der Ehemann meiner Freundin später enttäuscht ein völlig leeres Tonband vorzufinden. Er überprüfte das Equipment, um sicher zugehen, dass dieses voll funktionsfähig war. Zufrieden, dass wirklich alles ordnungsgemäß funktionierte, ging er am nächsten Tag, in Begleitung seiner Frau, zum Quartier des Ehrw. Ñāṇavimala. Dieses Mal platzierte er das Aufnahmegerät im direkten Blickfeld von Bhante, der fragte was dies sei. Der Ehemann meiner Freundin antwortete ehrlich, schaltete es ein und drückte auf den Knopf zur Aufnahme. An diesem Tag sagte Bhante nichts, um ihn davon abzubringen und die Dhamma-Unterhaltung ging weiter vor sich. Später war er erneut enttäuscht nichts, aber auch gar nichts Aufgenommenes vorzufinden!
Mit Gunst gestand er daraufhin zu, dass es sich hierbei wohl um einen Fall von Geistesmacht über die physikalischen Gesetzmäßigkeiten handeln müsse.
Anekdote II
Meine liebe Freundin und Mentorin, die Ende sechzig war, wurde von ihrem Ehemann nach über vierzig Jahren darüber informiert, dass er verhältnismäßig spät im Leben wünsche, als Mönch ordiniert zu werden. Da er solch einem Wunsch schon zuvor geäußert hatte, war sie nicht völlig überrascht. Vor dem Lebenswandel als Mönch, machte sie sich daran, ihm beim Regeln seiner weltlichen und finanziellen Angelegenheiten zu helfen.
Ein in ihrem Besitz befindliches Grundstück, wurde seit einiger Zeit illegal von Belagerern besetzt und alle Versuche diese friedlich zum Fortgang zu bewegen waren gescheitert. Ein wohlgesonnener Freund der Familie riet ihnen zu diesem Zeitpunkt, die Hilfe eines Spiritualisten zu ersuchen. Dieser versicherte ihnen im Gegenzug, dass er das Problem effektiv handhaben würde. Meine Freundin zögerte und offenbarte ihrem Freund der Familie, dass sie es nicht wolle, dass die Belagerer bei dem Unterfangen verletzt würden, sondern dass diese lediglich dazu veranlasst werden sollten, das Grundstück friedlich zu verlassen ohne weitere Schwierigkeiten zu verursachen. Sie fühlte sich verpflichtet ordnungsgemäß zu handeln, um ihrem Ehemann bei seinem Bestreben ein Mönch zu werden, eine Begünstigung zu sein.
Nachdem meine Freundin die Gebühr beglichen hatte, wurde sie angewiesen, die „Magische Portion” (einen Puder) einige Tage später abzuholen. Diese galt es heimlich auf die Grenze des umstrittenen Geländes zu streuen. Es war zu dieser Zeit, als meine Freundin, eine Langzeitunterstützerin, den Ehrw. Ñāṇavimala besuchte. Sie erwies ihm Respekt, brachte einige Gaben dar und erkundigte sich dann über seinen Gesundheitszustand. Sie erwähnte ihre eigenen Probleme nicht. Bhante ging es nicht gut und er mutete gebrechlich an, sein Gesicht war jedoch gelassen und sein Geist äußerst klar.
Seine Antwort überraschte sie, da er schlicht bemerkte: „Weder um seiner selbst willen, noch um eines anderen willen, würde eine weise Person etwas Verwerfliches tun”, (Zusammenfassung des Dhammapada-Verses 84). Sofort verstand meine Freundin die Bedeutung von Bhantes Worten und entschied mit dem verordneten Zauber nicht weiter zu verfahren. Das glückliche Ende dieser Geschichte war, dass es zu Gunsten meiner Freundin, einen rechtlichen Beschluss zum Exmittieren der Belagerer und zur Rückgabe des Grundstücks an die rechtmäßigen Besitzer gab.