Bhantes Ratschlag
Chittapala
Zu Beginn des Jahres 1977, wurde ich in Thailand ordiniert und am Ende des Jahres 1978 siedelte ich nach Sri Lanka über. Das erste Mal, als ich von Bhante Ñāṇavimala hörte, war als ich 1979 in der „Island Hermitage” bei Dodanduwa wohnte. Der Ehrw. Piyaratana, der Abt verkündete, dass Bhante auf der Insel angekommen war und dass er ein paar Tage bleiben würde, bevor er die cārikā (Wanderschaft) weiter fortsetze. Am Mittagsmahl erwiesen ich und der Ehrw. Visuddhācāra (mein Landsmann, ein australischer Mönch) Bhante die Ehre. Er willigte ein uns am gleichen Tag um 15.00 Uhr im Speisesaal zu treffen. Wir kamen unmittelbar nach 15.00 Uhr am Speisesaal an – einzig und allein – um zur Kenntnis zu nehmen, dass Bhante schon wieder gegangen war. Dies könnte als eine erste Lektion von Bhante betrachtet werden. Es zahlt sich eben nicht aus unpünktlich zu sein, wenn man einen Seniormönch trifft! Bei der Abendrezitation hatten wir die Möglichkeit uns bei Bhante zu entschuldigen und er stimmte freundlich zu, uns am darauffolgenden Tage abermals zu treffen. Für diese Zusammenkunft fanden uns viel früher ein! Ich kann mich nicht mehr entsinnen, was Bhante während des Treffens geäußert hatte, jedoch bin ich mir sicher, dass es exzellenter Dhamma (Lehre) gewesen sein dürfte.
Ich lebte für zwölf Monate in der „Island Hermitage” und Bhante kam während dieser Periode erneut auf Besuch. Dieses Mal, war er auf stillen Rückzug eingestellt. Als sich mir die Möglichkeit bot seine kuṭi (monastische Hütte) zu besuchen, um einige Requisiten zu überbringen, erinnere ich mich, dass der Pfad zu der kuṭi sowie das gesamte Gelände, sehr methodisch gefegt gewesen war.
Alles an Bhante war akkurat – seine Roben, seine Requisiten und seine Unterkunft. Er verströmte einen Hauch von Minimalismus, ein Resultat jahrzehntelanger Praxis von Achtsamkeit. Ein Beispiel dazu, wurde mir von einem anderen westlichen Seniormönchen erzählt: Wenn Bhante sich auf cārikā befand, war er bekannt dafür, niemals irgendwelche Habseligkeiten an den Orten, an welchen er verweilte, hinterlassen zu haben.
Am Häufigsten traf ich Bhante im Vajiarama in Colombo. Dies schien in den Achtzigern sein Hauptsitz gewesen zu sein. Er bewahrte im Vajirarama ein paar Requisiten sowie einige handschriftliche Dhamma-Notizen auf. Außerdem, hatte er in dem Ehrw. Kheminda, einem äußerst wissensreichen, sri lankischen Seniormönch, auch im Vajirarama einen Mentor. Regelmäßig sah ich sie auf der weiten Veranda außerhalb des Zimmers des Ehrw. Kheminda in Dhamma-Diskussionen verstrickt. Ich hatte gehört, dass Bhante in früheren Jahren, bei noch besserer körperlicher Verfassung, auf seinen Wanderungen, Sri Lanka der Länge und der Breite nach bereist hatte. Später dann, nahm die Dauer und die Strecke seiner Wanderungen zunehmend ab, wodurch er vermehrt Colombo durchquerte.
Fortwährende cārikā kann für den Körper belastend sein und ich fragte mich, ob die jahrzehntelange Ernährung von Almosen, in ausgesprochen armen Gegenden Sri Lankas, ein Grund für die, in späteren Jahren, abnehmende Gesundheit von Bhante gewesen war. Falls dies zutreffen sollte, glaube ich jedoch nicht, dass es für Bhante, der einen Geist entwickelte, stark genug um alle Hindernisse zu überwinden, ein Problem darstellte.
Bhante befürwortete Distanziertheit und dies entsprach seinem grundsätzlichen Charakter. Ich traf ihn einmal im Vavulagala Arañña in Imaduwa und als wir unsere Almosenschalen nach dem Essen wuschen, waren seine Abschiedsworte: „Wahre Distanz.” Es waren für mich viele Jahre notwendig, um den tiefen Sinn dieses Ratschlags vollends wertschätzen zu können. Bei einer anderen Begebenheit sagte er mir, ich solle mir keine Sorgen darüber machen Singhalesisch-Sprechen zu lernen. Er meinte, dass wenn ein westlicher Mönch zu gut Singhalesisch sprechen könne, er regelmäßig gefragt werde Predigten zu halten, was von der Praxis ablenken würde.
Einige westliche Mönche berichteten mir, dass Bhantes Charakter auch eine raue Seite besaß. Ich habe diese nicht erlebt, Visuddhācāra erwähnt dies jedoch im nachstehenden Bericht: „Ich wohnte zu Zeitpunkten im Vajirarama, als auch Bhante Ñāṇavimala dort ansässig war. Ich hatte das Privileg in seiner Gegenwart zu sein und seine Dhamma-Unterweisungen zu vernehmen. Bei einem Anlass, erlebte ich jedoch eine andere Seite seines Dhamma (Natur). Es ereignete sich, als ich im Vajirarama gerade das Baden in einer der Badekabinen beendet hatte und die Seife in dieser Kabine aufgebraucht war. Ich sah, dass Bhante Ñāṇavimala achtsam dieselbe Kabine ansteuerte. Ich ging daher zu meinem Zimmer und trieb ein Stück Seife auf und schritt in Eile zurück zu dem Baderaum. Bhante hatte bereits die Kabine betreten und die Tür verschlossen. Ich klopfte höflich an die Tür. Er öffnete und ich bot ihm die Seife an, er zeigte sich jedoch offensichtlich unbeeindruckt von meiner Störung und lehnte die Seife in kältester Weise ab. Ich fühlte mich an diesem Tag fast so, als hätte ich den Buddha höchstpersönlich gerade beim Eintreten ins nibbāna (Ende des Leidens) gestört! Bei einer späteren Begebenheit, als ich mehr Reife als Mönch besaß, verbrachte ich eine wundervolle Zeit im Sitzen während ich Bhantes Rede in seinem Zimmer im Vajirarama lauschte. Er betonte, wie einige der Schwierigkeiten im Leben des Mönches, durch einen praktischen Umgang mit dem Haushalt zu überwinden sind und durch das Reflektieren über jene Gründe, weshalb wir angehalten sind zu fegen und zu reinigen. „Aufgrund von aniccatā ist es, weshalb ich das wieder tun muss.“
Weder befürwortete Bhante es Schüler zu haben, noch strebte er es an. Dennoch war er, was das Teilen des Dhammas angeht, äußerst großzügig. Er stellte sich immer, wenn ich fragte, ob ich mit ihm sprechen könne, für Treffen in seinem Raum zur Verfügung. Nachdem ich Respekt erwiesen hatte, stellte er einige Fragen hinsichtlich meines Wohlergehens und bezüglich dessen, was ich die Zeit über getan habe, dem Stile des Buddhas ganz ähnlich, welcher dem Dhamma-Unterricht den Austausch freundlicher Begrüßungsworte voranstellte. Bhante bot mit dem, auf Moral, Achtsamkeit und Kontemplation beruhenden, graduellen Training, als einem wiederkehrenden Thema, Lehren in einer strukturierten Weise dar. Während dieser Sitzungen, lächelte er kontinuierlich und strahlte mettā (liebende Güte) aus. Typischerweise endeten die Sitzungen mit Bhantes Worten: „Nun gut, sieh’ zu, dass du vorankommst.”
Ich fragte Bhante einmal, ob ich ein persönliches Problem mit ihm besprechen könnte. Er lehnte ab und schlug stattdessen vor – ich solle es mit einem kalyāṇamitta (spirituellen Freund) diskutieren. Bhante kam einige Male zu meinem Zimmer im Vajirarama, als er davon erfahren hatte, dass ich krank war. Er war um mein Wohlergehen besorgt und bot mir einige feine Speisen an, die er auf seiner Almosenrunde bekommen hatte.
Bhante Ñāṇavimalas Fokussierung auf den Pfad war unerschütterlich, nichts brachte ihn von der Praxis der Achtsamkeit ab. Er hatte kein Interesse oder Anliegen in Bezug auf jegliche weltliche Angelegenheiten. Er lebte und atmete ausschließlich den Dhamma. Aus diesem Grund, war er ein unglaublich inspirierendes Vorbild. Es war wahrhaftig ein großer Segen, solch einem Praktizierenden in diesem Leben zu begegnen.
Im Nachfolgenden, finden sich „Bhantes Ratschläge”, welche aus handschriftlichen Notizen zusammengestellt wurden, die ich im Anschluss an Treffen mit dem Ehrw. Ñāṇavimala im Vajirarama-Tempel in Colombo in der frühen 1980ern gemacht habe. 1991 wurden die Notizen im Amaravati-Kloster in England abgetippt und an einige Zweigklöster verteilt.
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“Den Dhamma des Buddha (die Lehre des Erwachten) unterscheidet sich vom hinduistischen System, welches eine Welt der Glückseligkeit und der Ekstase aufbaut. Dhamma macht auf das aufmerksam, was dukkha (immanente Leidhaftigkeit der Existenz) ist. Beim Praktizieren des Dhamma, muss man von allen Externalitäten unabhängig sein. Die eigene Glückseligkeit besteht nicht in hohen Meditationsstadien, da diese schlicht ein weiteres Objekt von Anhaftung und ebenfalls von Enttäuschung sein können. Die eigene Glückseligkeit besteht im Befolgen des Dhamma, dem Wissen darum, dass man an jedem Tag nicht seinen Wünschen und Abneigungen nachgegeben hat und im Reinhalten des eigenen Geistes. Man muss lernen, sich an nichts zu ergötzen, denn alle Erfahrungen dauern nur einen Augenblick und können nicht beibehalten werden.
Es besteht auch eine Gefahr in einem gut geführten arañña (Waldkloster). Man erfreut sich einer angenehmen kuṭi (Mönchshütte), über Abgeschiedenheit und über bestimmtes Essen. Dann, wenn diese Bedingungen nicht mehr fortbestehen, kommt Unmut auf. Mönche zu Zeiten des Buddha lebten im Wald, in Abhängigkeit von piṇḍapāta (der Almosenrunde). Ebenso wie wir, sahen sie sich mit Krankheiten konfrontiert, jedoch lernten sie zu akzeptieren was immer auch geschah. Ganz egal was die äußeren Bedingungen sind, wir müssen Loslösung entwickeln. Alle äußeren Umstände sind konditioniert und ändern sich immerwährend. Man ist abhängig von vergangenem kamma (Handlungen). Wir müssen achtsam die Fürsorge für unseren Körper betreiben, allerdings sollten wir keine Bedingungen für einen neuen anhäufen. Jener würde krank werden, altern und sterben – genauso, wie es dieser auch tut. Lerne in der Gegenwart zu leben. Pläne zu schmieden beunruhigt den Geist. Was auch immer geschehen mag, finde dich damit ab. Wende dich von allem ab. Entwickle nibbidā (Ernüchterung) von Tag zu Tag – wir müssen dies von Beginn an entfalten – lernen sich in Abgeschiedenheit zu erfreuen – wenn man alleine sterben sollte, muss man lernen alleine zu leben. Lerne und bleibe an einem angemessenen Ort unter der Obhut eines Lehrers. Verstoße unter keinen Umständen gegen den vinaya (Regelwerk der monastischen Disziplin). Treffe keine Abmachungen mit dāyakas (Unterstützern). Man ist nicht einmal verpflichtet, sich mit diesen zu unterhalten. Man hat sich schlichtweg darauf zu konzentrieren ein puññākkhettaṁ (Feld der Verdienste) zu werden. Kommunikation, Briefe, etc., sind lediglich weitere Fesseln und helfen einem nicht sich zu befreien. Minimiere die eigenen Habseligkeiten, sodass sie keinen Ballast für den Geist darstellen. Es gibt weniger Schwierigkeiten in Bezug auf die Praxis des vinaya, wenn man nur drei Roben besitzt, keine Schuhe hat und keine Einladungen annimmt, etc.
Frohsinn entsteht aus der Befolgung des Dhamma. Lerne geistige Verunreinigungen als vergänglich, nicht zu dir gehörig, zu betrachten und sie werden nicht in gleichem Maße problematisch sein. Falls man nicht dementsprechend bhāvanā (Meditation) betreiben kann wie man es sich wünschen würde, so akzeptiere es – so sind die Dinge nun mal. Man muss unabhängig sein von allen externen Gegebenheiten, die einem widerfahren. Was auch immer die vorherrschenden Bedingungen in den ersten fünf Jahren sein mögen, lerne sie zu akzeptieren – und handhabe die eigenen Pflichten zwischen Lehrer und Schüler ordnungsgemäß. Falls man angemessen trainiert, sollte es einem gelingen, nach diesen fünf Jahren, vom Lehrer unabhängig zu sein. Wenn man unglücklich oder glücklich darüber ist Besucher zu empfangen oder falls man unglücklich oder glücklich ist keine Besucher zu empfangen, besteht in falsch angegangener Abgeschiedenheit eine Gefahr. Lerne all diese Gemütszustände als dukkha zu betrachten.
Der bhikkhu (Mönch) sollte nur die Gegenwart im Blick haben. Man hat mit seiner Vergangenheit, Familie und Freunden gebrochen. Wieso sollte man alte Fesseln erneuern oder sich neue anlegen? Kehre nicht zu dem zurück, was bereits aufgegeben wurde. Gedanken über die Zukunft, Erwartungen: “Was werde ich erleben?”, etc., sind allesamt durch Abträglichkeit, durch Begierde motiviert. Man sollte schlicht auf einen angenehmen Gemütszustand in der Gegenwart aus sein, ohne Verlangen, Hass oder Verblendung. Nur dies vermag es angenehme Geisteszustände in der Zukunft zu bedingen. Mehr als das kann man nicht machen.
Ein Mönch sollte kein depressives, ablehnendes oder enttäuschtes Gemüt haben. Nachdem der Dhamma des Buddha gelernt wurde, muss man ihn anwenden. Kehre nicht wieder zu Vergangenem zurück, nachdem du diesen Status erreicht hast und ein Mönch bist. Falls du dich an einem angemessenem Ort mit einem Lehrer, Abgeschiedenheit, etc. befindest, dann habe kein Verlangen irgendwo anders zu sein oder etwas anderes zu tun. Studiere den Dhamma und befolge ihn. Nichts anderes wird dir Frohsinn bringen. Es gilt die Vorzüge von Essen und Behausungen aufzugeben. Das ist hilfreich dabei dukkha zu sehen. Strebe nicht nach Glück in Verbindung mit dieser Welt. Strebe nach dem Glück des Geistes, frei von Verunreinigungen.
Es ist wichtig sukha (Frohsinn) in diesem Mönchdasein zu haben. Ohne sukha kann man bhāvanā nicht entwickeln. Sei dir des Segens bewusst, es soweit, zum Status eines Mönches, gebracht zu haben und dass man die Möglichkeit besitzt im Dhamma voranzukommen. Sei glücklich, gerade dann wenn du dich niedersetzt, um den Dhamma in pāḷi zu lesen.
Wenn man eine Sprache lernt, studiert man zu Beginn die Grammatik und muss zu jedem Wort kontinuierlich das Wörterbuch konsultieren, um die Bedeutung eines Satzes zu verstehen. Später, mit Übung, kann man die Bedeutung ganzer Sätze verstehen. Ebenso verhält es sich mit verschiedenen dhammasaññā (wirklichkeitsgemäße Wahrnehmungen). Bis man genug praktiziert, wird man ständig von Objekten vereinnahmt. Danach, nimmt man umgehend die dem Objekt inhärente Natur als asubha (körperliche Unattraktivität), anicca (Vergänglichkeit), anattā (Nicht-Selbst) oder dukkha (Leiden) wahr.
Sehr gut ist es, in Einsamkeit im Wald zu leben, weil man sich dem Buddha und seinen frühen Gefährten nahe fühlt. Nachdem man das gute kamma gehabt hat unter solchen Bedingungen leben zu können, muss man weise reflektieren und sich anstrengen, wenn man jung ist. Bald wird man alt sein und nicht mehr in der Lage, in der gleichen Weise zu praktizieren. Gesetzt den Fall, dass innerliche Beunruhigungen aufkommen, unterlasse es nicht dies mit einem kalyāṇamitta zu besprechen. Manchmal sind Dinge in uns verschlossen und es braucht Diskussion, um diese hervorzubringen.
Kontempliere kontinuierlich die Gefahren des kāmaloka (Daseinssphäre der Sinne) und von kāmasukha (Sinnesfreuden). Wenn auch nur ein Gedanke eines Mädchens aufsteigt, kontempliere die unattraktive Natur der Gestalt, die du begehrst. Falls starke Triebe aufkommen (was nicht unüblich ist, wenn man alleine lebt und versucht bhāvanā zu praktizieren), tue caṅkamana (Gehmeditation), um diese loszuwerden oder verrichte etwas Arbeit. Stelle sicher, dass das Hineinschlittern in einen schweren Regelbruch vermieden wird.
Alles stellt Belastung dar, wobei man lernen muss sich an nichts zu ergötzen. Am Anfang muss man sich jedoch an seiner Meditation erfreuen und vorsichtig sein, nicht daran anzuhaften. Bis zu jenem Zeitpunkt, an dem nekkhamma, das Entsagen von kāmārammaṇa (Sinnesobjekten) kultiviert wurde, wird es einem nicht möglich sein, diesen loka (Welt) aufzugeben. Versuche in der Meditation nicht nimittas (Zeichen) zu entwickeln wie es der Visuddhimagga (Pfad der Reinheit) schildert, sondern sorge vielmehr dafür, dass der Geist frei von nīvaraṇa (Hindernissen) ist. Dann kann man in der Reinheit des Geistes, welche durch jhāna (vertiefte Sammlung) entsteht, Beglückung erfahren. jhāna stellt jenen samādhi (Sammlung) dar, der keine Verbindung mit dieser Welt aufweist.
Ein Aspekt von dukkha ist es, dass man nicht davon ausgehen kann, für immer, an einem Ort bleiben zu können und man nicht erwarten kann einen passenden Ort zu finden, wenn man einen neues senāsana (Wohnort) anstrebt. Sei nicht auf schnelle Resultate aus. Nachdem man sein Leben Buddhas Dhamma gewidmet hat, halte schlicht an der Praxis fest. Halte nicht an Erfahrungen, nimittas, etc. fest, als wären dies tatsächliche Errungenschaften. Versuche nicht die Dauer des Sitzens zu forcieren. Gebrauche mettā (liebende Güte), um den Geist vor ānāpānasati (Achtsamkeit des Atmens) zu beruhigen. Falls der Geist zu abgelenkt ist, rezitiere gāthā (Verse) oder praktiziere Gehmeditation. Man sollte all die unterschiedlichen kammaṭṭhāna (Meditationsobjekte) nutzen, um die verschiedenen Verunreinigungen zu bekämpfen, sobald diese aufkommen. Mettā ist die einfachste Meditation, der man großes Glück abgewinnen kann.
Das Leben des Mönches ist eines mit begrenzten Aktivitäten, um dukkha kontemplieren zu können. Fege sorgsam um die kuṭi herum oder verbringe Zeit damit das eigene Zimmer achtsam zu reinigen. Man kann in gefallenen Blättern anicca kontemplieren und suññatā (Leerheit) im eigenen leeren Raum. Man sollte respektvoll und äußerst sorgsam im Umgang mit dem Eigentum des Saṅgha (Monastische Gemeinschaft) sein.
Damit man indriyasaṁvara (Sinneszügelung) verwirklichen kann und auch, um in Bezug auf das eigene Vinaya-Training, sowie den Pflichten gegenüber dem eigenen Lehrer, nichts unerfüllt zu lassen, muss in den ersten Jahren Abgeschiedenheit sein, sowie die Möglichkeit zu vollständiger Hingabe zur Praxis. Der eigene momentane Wohnort ist das Resultat des eigenen kamma, daher obliegt es einem selbst Mittel und Wege zu finden, um die eigenen Schwierigkeiten zu überwinden. Die Rede ohne Dhamma-Bezug sollte man im Dorf vermeiden, gegebenenfalls können Mädchen jedoch auch im Dhamma unterrichtet werden. Es ist gut ausgewählte Textpassagen über mātugāmā (Frauen) und asubha zu rezitieren, da diese einem dann im Gedächtnis bleiben. Sieh asubha in der äußeren Erscheinung: Haare, Körperhaare, Nägel, Zähne und Haut, etc. Verankere das asubhanimitta (Zeichen der Unattraktivität) im eigenen Geist. Man kann Frauen ansehen, wenn man für eine Weile praktiziert hat, wenn jedoch rāga (Leidenschaft) aufkommt, so praktiziere einfach interne Betrachtung bis asubha entwickelt ist. Es gestaltet sich schwierig Frauen weder anzusehen noch mit ihnen zu reden, trotzdem sollte man versuchen seine ganze Aufmerksamkeit auf seine Praxis gerichtet zu halten. Ab und an ist es gut, Perioden des Schweigens einzuhalten.
Dieser Körper wurde durch zahllose Leben hindurch konditioniert, sexuelle Dränge stellen eine Hauptursache dar. Die anusayas (zu Grunde liegenden Tendenzen) sind, gerade wenn man jung ist, nur sehr schwer auszuräumen. Das Erblicken von Frauen nährt eben rāgānusaya (zu Grunde liegende Tendenzen der Leidenschaft). Dieser Körper bedeutet genug Schwierigkeiten und dukkha. Weshalb möchtest du noch zusätzliche Schwierigkeiten? Die meisten Tätigkeiten im Leben gibt es lediglich, um diesem Körper den Fortbestand zu sichern. Er benötigt medizinische Unterstützung und Nahrung und folglich können wir das Zusammentreffen mit Frauen nicht vermeiden, „yaṁ kiñci dukkha saṁbhoti, sabbaṁ āhārapaccaya” (Was auch immer an Leid aufkommt, es geschieht alles aufgrund von Nahrung). Der Körper hört niemals auf Schwierigkeiten zu bereiten. Sogar wenn man für fünf oder sechs Stunden in tiefer Meditation sitzt, scheint das nur wie ein paar Minuten und danach ist man wieder zurück, beim dukkha des Körpers. Deswegen muss man kontinuierlich anicca kontemplieren und erkennen, dass kein Erleben festgehalten werden kann. Aniccasaññā wird in einer gewöhnlichen Herangehensweise begonnen z.B. indem man erkennt, dass man dazu angehalten ist Tag für Tag, die gleichen Prozeduren des Lebens zu wiederholen – all dies für was? Im späteren Verlauf wird diese Kontemplation zunehmend spezialisiert z.B. indem man das Aufkommen und das Verschwinden des Atems erkennt. Falls starker körperlichen Schmerz auftritt, so liege flach auf den Rücken, entspanne dich wirklich und betrachte den eigenen Köper von oben. Nehme den Schmerz wahr, wenn dieser aufkommt. Akzeptiere ihn einfach, sieh wie er aufkommt und vergeht, unterschiedliche Intensitäten zu unterschiedlichen Zeiten. Erkenne ihn als anicca, dukkha, anattā. Falls zu viel Schmerz für ānāpānasati vorhanden ist, wende dich einer Mediation zu, die vorab zur Geisteserheiterung entwickelt wurde z.B. mettā, buddhānussati (Rückbesinnung auf den Buddha). Kehre anschließend zum Atem zurück. Besitze eine ganze Bandbreite an Meditationen, um bestimmte geistige Verunreinigungen, sobald diese aufkommen, bekämpfen zu können.
Der Saṅgha ist im Niedergang begriffen, deshalb muss man die Anstrengung alleine vollbringen. Solange man die Anstrengung paṭisota (entgegen dem Strom) aufbringt, tut man als ein Mitglied des Saṅgha das Angemessene. Sogar wenn der ganze Saṅgha korrupt ist, weiss man zumindest, dass eine Person die Anstrengung aufbringt. Man sollte ein Bekämpfer von Verunreinigungen sein. Man muss gute Bedingungen für die eigene Wiedergeburt schaffen, sogar wenn es einen das Leben kostet. Wenn man schlichtweg seinen Wünschen nachgeht, kann man nicht sicher sein, wo man wieder geboren wird. Man sollte jeden Tag darüber reflektieren, ob irgendwelche Verunreinigungen aufgekommen sind, welche Hindernisse darstellen würden, wenn man im Sterben läge. Falls dem so gewesen sein sollte, empfiehlt es sich zu beschließen, dass diese Hindernisse morgen nicht mehr aufsteigen werden. Um sicherzustellen, dass keine Begierde aufkommt, muss man den Geist kontinuierlich untersuchen.
Wenn du studierst, lies die suttas (Diskurse) und wähle die nützlichsten Teile für die Praxis aus. Es ist nicht hilfreich andauernd zu lesen, da man zum Vergessen neigt. Sammle nützliche Abschnitte unter Stichworten. Studium und Rezitation sind lediglich Hilfsmittel und zu bestimmten Zeiten nützlich. Von größter Bedeutung ist die Praxis. Das Studieren kann schlicht zu einem weiterem piyarūpaṁ sātarūpaṁ (einer geliebten und behagenden Sache) werden, einer Bedingung zum Anhaften. Das Interesse an Worten kann einen in die falsche Richtung führen, man könnte ein Wissenschaftler werden. Wenn man der eigentlichen Idee entgegen geht, wendet man sich vom Schriftzeichen ab. Wenn man sich dem Schriftzeichen zuwendet, wendet man sich von der eigentlichen Idee ab. Rezitieren ist überaus nützlich, um thīnamiddha (Faul- und Trägheit) zu bekämpfen, was eine große Gefahr darstellt, wenn man alleine lebt. Den Dhamma zu kontemplieren macht den Geist wach. Sīla stellt die Grundlage dar und sollte perfekt eingehalten werden. Falls gelegentlich leichte Überschreitungen des pātimokkha (Hauptregelwerk) vorkommen, können diese berichtigt werden. Der pātimokkha befasst sich ausschließlich mit Sprache und Körper, jedoch empfiehlt es sich, den zehn kammapatha (Wege der Tatverrichtung) makellos zu folgen. Sich um den Geist zu kümmern ist von größter Wichtigkeit, denn dann kommen Sprache und die körperlichen Aktivitäten in Einklang. Lasse den vinaya nicht zu einem Schreckgespenst werden. Unterschiede in der Praxis unter Mönchen sind nicht allzu wichtig. Wenn man sich auf die Praxis nicht versteift und in ihr dennoch standhaft ist, ist dies in Ordnung.
Wenn man jung ist, ist der Ausgang alleine nicht einfach. Da man auf so viele Dinge trifft, würde ich zu überhaupt keiner cārikā raten. Man wird kontinuierlich mit Sinnesobjekten konfrontiert. Bevor man aufbricht, muss man in asubhasaññā und aniccasaññā (die Wahrnehmung der Unattraktivität und Vergänglichkeit) gefestigt sein. Auf cārikā muss man erachten, ob sich der Geist gut entwickelt oder ob man durch die verschiedenen Objekte beeinflusst wird. Falls dem so ist, sollte man in die Abgeschiedenheit zurückkehren. Die eigene Satipaṭṭhāna-Praxis (Anwendung von Achtsamkeit) sollte während des Tages stark sein. In Abgeschiedenheit könnte es einem so vorkommen, als ob einige Hindernisse ausgeräumt wurden, auf cārikā jedoch, können neue aufkommen. Nachdem man seine Schwierigkeiten erkannt hat, sollte man diese dann versuchen zu überwinden. Wenn man auf cārikā ist, empfiehlt sich bei Ankunft an einem Tempel, kund zu tun von wo man kommt, sowie den eigenen Lehrer, etc. Erweise vandanā (Respekt erweisen) sogar gegenüber schlechten Mönchen, da man dadurch dem Saṅgha Achtung erbietet. Falls einem keine nissayavimutti (Auslösung aus dem Abhängigkeitsverhältnis) erteilt wurde, sollte man in der Nähe eines Lehrers leben.
Sei nicht übermäßig besorgt um Essen oder den Körper. Der Körper gehört dir nicht, weshalb also daran festklammern? Sei keiner der Abmachungen mit dāyakas, etc., trifft. Lerne dies von Beginn an zu vermeiden. Vermeide besondere dānas (Essensgaben). Treibe Loslösung voran. Esse achtsam, bedenke den Zweck. Lasse keine Verunreinigungen aufkeimen. Falls man auf piṇḍapāta viel bekommt, wenig oder überhaupt nichts – entwickle Loslösung genau gleichermaßen. Segne sogar jene Häuser, bei denen man kein Essen erhält. Man sollte nicht allzu lange warten und nur eine kurze Zeit vor Geschäften, um zu sehen, ob sich eine spontane Spende ergibt.
Gesetzt den Fall, man glaubt einen Erreichungszustand realisiert zu haben, sollte man dies nicht einmal sich selbst gegenüber erklären. Dies kann den Fortschritt behindern und asmimāna (den „Ich bin”-Dünkel) stärken. Die Zeit wird zeigen, ob man dies oder jenes erreicht hat. Gedenke dem Gleichnis des Axtgriffes – wenn man jeden Tag nachsieht, kann man das Abtragen der Geistesverunreinigungen nicht sehen – nur im Laufe der Zeit, durch konstante Praxis, kann man dies erkennen.”